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Die ersten Vorstösse zum Bau einer Eisenbahn im Aargau
Der erste Anstoss kam vom aus Lenzburg stammenden Oberst Friedrich Hühnerwadel.
Anfang 1836 schlug er der Aargauer Regierung den Bau einer Eisenbahn vor,
die sich entlang den Flüssen Limmat, Aare und Rhein von Zürich
nach Basel erstrecken sollte.
Da die beiden Städte lebhafte Handelsbeziehungen pflegten, wies Hühnerwadel
auf den grossen Gewinn hin, den der Bahnbau dem Aargau bringen würde.
Sie würde auch reges Leben in die Gegenden bringen, die einer Hebung
durch Industrie und deren Folgen dringend bedürften.
Der Aargauer kleine Rat trat jedoch auf diese Anregung nicht ein.
Schon im März 1836 übernahm hingegen die Stadt Zürich
die führende Rolle in der Planung einer schweizerischen Eisenbahn,
da man darauf hoffte, den Wohlstand der Stadt damit zu fördern und
ihrem Handel den Weg ins Ausland zu öffnen.
Die neu gegründete Eisenbahnkommission fasste zuerst zwei Projekte
ins Auge: eine Linie von Basel nach Zürich und Chur und eine Linie
von Zürich über Winterthur an den Bodensee. Letzteres wurde
vorläufig schubladisiert, da es weniger geeignet schien, als das
offensichtlich als ideal eingestufte Terrain zwischen Zürich und
Basel.
Die Stadt Baden war dem Projekt gegenüber positiv eingestellt und
auch zu Opfern bereit, währendem man in Aarau noch immer auf taube
Ohren stiess.
Erst Anfang 1838 war auch die Aarauer Regierung mit dem Eisenbahnbau einverstanden,
sodass die Vorarbeiten beginnen konnten.
Widerstände in der Bevölkerung
Im Limmat-, Aare- und Rheintal wurde mit den Vermessungen
begonnen. Als im Mai 1938 mit den Vermessungen im Siggenthal begonnen
wurde, erfuhren die Bauern vom geplanten Verlauf der Bahnlinie und stellten
mit Schrecken fest, dass sie einen Teil ihrer Äcker und Wiesen verlieren
würden.Sie befürchteten, dass die Bahn sie in Armut stürzen
würde und baten bei der Aargauer Regierung schriftlich um Abhilfe.
Ohne die beschwichtigende Antwort der Regierung abzuwarten schritten sie
zur Selbsthilfe und rissen die eingerammten Pfähle und Signalstangen
aus.
Die Furcht vor materieller Schädigung war die hauptsächlichste
Triebfeder. Gross war aber auchdie Angst um Gesundheit und Wohlergehen,
als man von den fauchenden, dampfenden Vehikeln hörte, die durch
die Landschaft rasten.
Manche witterten einen Teufelsspuk der noch genährt wurde durch die
Einschätzung des bayrischen Obermedizinalkollegiums: Man warnte,
dass der Dampfbetrieb unweigerlich sowohl bei den Reisenden als auch bei
den Zuschauern zu schweren Gehirnerkrankungen führen werde.
Die Eisenbahn als Bauernschreck (Zeichnung August Schöll, 1858, Quelle:
Verkehrshaus der Schweiz, Luzern)
Auch in Würenlingen, Klingnau und Wallbach kam es zu ähnlichen
Ausschreitungen.
Die Regierung ordnete die Untersuchung dieser Zwischenfälle an und
kam zum Schluss, dass die Fehler nicht nur auf Seiten der Bauern lagen,
sondern ebenso bei den Vermessern, denen fehlende Rücksichtnahme
und Gespür für die Anliegen der Bauern vorgeworfen wurde.
Festlegung der Schienenführung
Der Verlauf des Bahntrassees konnte aufgrund der Geländeaufnahmen
nun festgelegt werden.
Die für den Bau nötigen politischen Entscheide kamen jedoch
nur zögerlich zustande, da sowohl in Kanton Zürich als auch
im Aargau parteipolitische Streitigkeiten im Gange waren.
Am 18.Dezember 1839 erteilte der zürcherische Grosse Rat die Bewilligung
zum Bahnbau, währendem man im Aargau auf ein Schreiben der Bahngesellschaft
vom 5.Januar 1840 nicht einmal antwortete. Die Zustimmung zum Bau kam,
nach ausgiebigen Debatten erst im November 1840.
Verzögerungen, Uneinigkeit und Tatenlosigkeit in den
Jahren 1842-1845
Die Stadt Baden verhielt sich bahnpolitisch recht lange
passiv. Ihr Interesse erwachte erst, als eine neue Linienführung
links der Limmat vorgeschlagen wurde, was ihr grössere Vorteile versprach,
weil somit der Bahnhof auf Badener und nicht wie ursprünglich geplant,
auf Ennetbadener Boden zu liegen kam.
Die Badener Ortsbürgergemeinde machte Vorschläge in bezug auf
Landabtretungen, Waldnutzung und Benützung der gemeindeeigenen Steinbrüche,
unter der Bedingung, dass der Bahnhof in nächster Nähe der Stadt,
vor dem Mellingertor erbaut werde.
Eine Versammlung der Aktionäre der Bahngesellschaft am 5. Dezember
1841 in Baden lehnte jedoch die Angebote und Vorschläge der Stadt
Baden ab und löste sich bei dieser Gelegenheit auf.
Zwei neue Bahnprojekte tauchten auf: ein Anschluss der Limmattalbahn
an die badische Bahn bei Koblenz einerseits und eine rein zürcherische
Glattalbahn mit Anschluss an dieselbe, badische Linie.
Die Verhandlungen im April 1843 brachten jedoch keine Ergebnisse zustande.
Die katholischeStadt Baden befürwortete, im Gegensatz zum reformierten
Aarau, die Limmattalbahn, die bis nach Koblenz führen sollte, da
die ehemalige Grafschaft Baden dem ebenfalls katholischen Schwarzwald
seit jeher nahegestanden hatte.
Die Bittschrift der Stadt Baden an den Grossen Rat in Aarau, man möge
den Bau der Bahn nach Koblenz unterstützen und ermöglichen helfen,
wurde abgeschmettert.
Auch die Koblenzer unternahmen 1843 und 1845 Vorstösse, damit das
Projekt realiert werden könne, allerdings ebenso erfolglos.
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