Vogelschau 1853

Baden aus der Vogelschau um 1853, Verlag H.Keller, Quelle: Otto Mittler, Geschichte der Stadt Baden

 
Der Tunnelbau durch den Schlossberg
 

vor 1847

1847

1900

1929

1957

1972

1998

1999

Der Bau des ersten schweizerischen Eisenbahntunnels stellte die Ingenieure vor weitere, grosse Probleme.
Auf der Südseite kamen von Lehmmassen durchsetzte Gesteinsschichten ins Rutschen.Der Pulverturm am Schlossberg musste abgebrochen werden, da er sonst eingestürzt wäre. Ein Teil der Stadtmauer, die die Stadt mit dem Pulverturm und diesen mit der Festung von Schloss Stein verbunden hatte, musste ebenfalls abgerissen werden.

Tag und Nacht wurde mit einfachsten Werkzeugen gearbeitet. Die Sprenglöcher mussten mit Bohrstangen und Vorschlaghämmern in den Fels getrieben werden. Mit einfachsten Karren würde das Felsmaterial aus dem Stollen transportiert.

Um noch zügiger vorwärts zu kommen, setzte man auch Häftlinge aus dem kantonalen Gefängnis in Baden ein. Mehr als elf Stunden harte Arbeit wartete täglich auf sie.
Trotzdem geriet der Tunnelbau gegenüber dem Zeitplan in Rückstand, sodass man der aargauischen Regierung ein Gesuch um Sonntagsarbeit unterbreitete.Die Regierung zögerte und der Badener Bezirksamtmann Geissmann war gegen die Sonntagsarbeit: ein Tag Ruhe sei sowohl den Schwerarbeitern als auch den Pferden zu gönnen. Er schlug statt dessen vor, mehr Hilfskräfte einzustellen. Sonntagsarbeit gebe es nur in dringenden Notfällen. Hierzu müsse man sich an die Badener Geistlichkeit wenden, die die Erlaubnis zur Arbeit nicht verweigern werde. Das war dann auch der Fall.

An einem Sonntag passierte allerdings ein Sprengunglück, welches drei Tote forderte.
In den ungenügenden Unterkünften mit schlechten sanitären Einrichtungen erlagen weitere sechs Arbeiter dem Typhus.

Auch für kranke und Verunfallte war schlecht gesorgt. Ein von der Bahndirektion geplantes Notspital im ehemaligen Kapuzinerkloster wurde vom Stadtrat abgelehnt. Die dort ebenfalls untergebrachten Schulklassen wollte man vor Störungen und gesundheitlichen Schädigungen schützen. Zudem dienten ehemalige Mönchszellen armen Bürgern als Wohnung.
Immerhin wurde die Einrichtung einer Suppenküche bewilligt, damit die Arbeiter mindestens einmal im Tag eine warme Mahlzeit bekamen. Die Klosterkirche, bisheriges Pulvermagazin, diente nun als Essraum.

Am 14. April 1848 erfolgte im Schlossbergtunnel der Durchstich, den die Neue Zürcher Zeitung wie folgt kommentierte:
«So wäre auch diese Scheidewand vor den Hammerschlägen der neuen Zeit gefallen. Bald werden schweizerische Lokomotiven mit langen Zügen voll Menschen jeden Standes unter den Trümmern des stolzen Fürstensitzes hindurch brausen».
Erst 10 Tage später wurde der Bau dieses ersten schweizerischen Eisenbahntunnels von der Bahndirektion zusammen mit den Arbeitern gefeiert. Mit einem festlichen Umzug, von Musik begleitet, ging man auf den Tunneleingang zu. Dort ging eine Kanonade los, dass die Schüsse im hohlen Raum nur so hallten und die Luft war so voll Pulverdampf, dass an ein Durchmarschieren zuerst gar nicht zudenken war.
Schliesslich schritt dann Gross und Klein durch den Tunnel und auf der anderen Seite hielt ein Arbeiter eine Rede an die Bahndirektion, die von Direktor Martin Escher-Hess erwidert wurde. Bei Bier und Wein feierte man das Bauwerk.

 
 

1845

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