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Der Bau des ersten schweizerischen Eisenbahntunnels stellte die Ingenieure
vor weitere, grosse Probleme.
Auf der Südseite kamen von Lehmmassen durchsetzte Gesteinsschichten
ins Rutschen.Der Pulverturm am Schlossberg musste abgebrochen werden,
da er sonst eingestürzt wäre. Ein Teil der Stadtmauer, die die
Stadt mit dem Pulverturm und diesen mit der Festung von Schloss Stein
verbunden hatte, musste ebenfalls abgerissen werden.
Tag und Nacht wurde mit einfachsten Werkzeugen gearbeitet. Die Sprenglöcher
mussten mit Bohrstangen und Vorschlaghämmern in den Fels getrieben
werden. Mit einfachsten Karren würde das Felsmaterial aus dem Stollen
transportiert.
Um noch zügiger vorwärts zu kommen, setzte man auch Häftlinge
aus dem kantonalen Gefängnis in Baden ein. Mehr als elf Stunden harte
Arbeit wartete täglich auf sie.
Trotzdem geriet der Tunnelbau gegenüber dem Zeitplan in Rückstand,
sodass man der aargauischen Regierung ein Gesuch um Sonntagsarbeit unterbreitete.Die
Regierung zögerte und der Badener Bezirksamtmann Geissmann war gegen
die Sonntagsarbeit: ein Tag Ruhe sei sowohl den Schwerarbeitern als auch
den Pferden zu gönnen. Er schlug statt dessen vor, mehr Hilfskräfte
einzustellen. Sonntagsarbeit gebe es nur in dringenden Notfällen.
Hierzu müsse man sich an die Badener Geistlichkeit wenden, die die
Erlaubnis zur Arbeit nicht verweigern werde. Das war dann auch der Fall.
An einem Sonntag passierte allerdings ein Sprengunglück, welches
drei Tote forderte.
In den ungenügenden Unterkünften mit schlechten sanitären
Einrichtungen erlagen weitere sechs Arbeiter dem Typhus.
Auch für kranke und Verunfallte war schlecht gesorgt. Ein von der
Bahndirektion geplantes Notspital im ehemaligen Kapuzinerkloster wurde
vom Stadtrat abgelehnt. Die dort ebenfalls untergebrachten Schulklassen
wollte man vor Störungen und gesundheitlichen Schädigungen schützen.
Zudem dienten ehemalige Mönchszellen armen Bürgern als Wohnung.
Immerhin wurde die Einrichtung einer Suppenküche bewilligt, damit
die Arbeiter mindestens einmal im Tag eine warme Mahlzeit bekamen. Die
Klosterkirche, bisheriges Pulvermagazin, diente nun als Essraum.
Am 14. April 1848 erfolgte im Schlossbergtunnel der Durchstich, den die
Neue Zürcher Zeitung wie folgt kommentierte:
«So wäre auch diese Scheidewand vor den Hammerschlägen
der neuen Zeit gefallen. Bald werden schweizerische Lokomotiven mit langen
Zügen voll Menschen jeden Standes unter den Trümmern des stolzen
Fürstensitzes hindurch brausen».
Erst 10 Tage später wurde der Bau dieses ersten schweizerischen Eisenbahntunnels
von der Bahndirektion zusammen mit den Arbeitern gefeiert. Mit einem festlichen
Umzug, von Musik begleitet, ging man auf den Tunneleingang zu. Dort ging
eine Kanonade los, dass die Schüsse im hohlen Raum nur so hallten
und die Luft war so voll Pulverdampf, dass an ein Durchmarschieren zuerst
gar nicht zudenken war.
Schliesslich schritt dann Gross und Klein durch den Tunnel und auf der
anderen Seite hielt ein Arbeiter eine Rede an die Bahndirektion, die von
Direktor Martin Escher-Hess erwidert wurde. Bei Bier und Wein feierte
man das Bauwerk.
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